Die einzelnen Phasen in der Entwicklung der bereits geborenen Welpen!
Welpen werden als sogenannte „Nesthocker geboren“, das bedeutet, einzelne Organe wie z.B. die Lunge ist noch nicht vollständig ausgebildet. Die Augenlider und Gehörgänge der kleinen Hunde sind noch komplett geschlossen und öffnen sich erst im Laufe der 3ten Lebenswoche. Die Entwicklung zum „richtigen“ Hundekind ist in die Neonatale-Phase, die Übergangs-Phase, Prägephase und die Sozialisierungs-Phase aufgeteilt. Zu den einzelnen Phasen nun detailiert mehr:
Die Neonatale Phase (auch vegetative Phase genannt!)
Bei der Befruchtung der Eizelle wird der genetische Rahmen festegelegt. Nicht nur das Äußere der Hunde sondern auch instinktive Verhaltensweisen. Mit einem ganz gewissen „Schrei“ beginnt das Leben eines Welpen nach dem Austritt aus dem Mutterleib der Hündin hier auf dieser Welt. Der Welpe reißt sein kleines Maul weit auf und streckt seine kleine Zunge weit hervor. Durch den erzeugten Luftsrom der dabei tief aus seiner Brust kommt, erzeugt er diesen „Schrei“ und befreit damit seine mit Schleim bedeckten Atemwege. Gleich darauf robbt der Welpe instinktiv der „Wärmequelle“, den Zitzen entgegen. Ohren und Augen der Welpen sind bei der Geburt noch komplett verschlossen, auch der Geruchsinn funktioniert noch nicht richtig aber ein neugeborener Welpe kann dato schon Wärmequellen erkennen und seinen angeborenrn Insitinkten folgen. Zu den angeborenen Instinkten zählt unter anderem, ein Lautausstoß sobald ihm etwas abgeht oder er sich unwohl fühlt (z.B. wenn er aus dem Nest fällt, er von seiner Zitze verdrängt wird, etc.) Die Mutter wedet sich umgehend demjenigen Welpen zu, der diesen „Hilfeschrei“ abgibt. Wenn man neugeborene Welpen beobachtet, wird man erkennen, dass sie niemals geradlinig kriechen, sondern immer Kreisförmig. Dieser angeborene Instinkt dient dazu, dass ein Welpe nicht versehentlich aus seinem Nest kriechen kann sondern sich nur „im Lager“ umherbewegt. Es ist erstaunlich, dass diese kleinen, unfertigen Tierchen schon die Kraft haben, die verhältnismäßig großen Köpfchen hochzuhalten. Auch dies ist ein angeborener Instinkt, er dient dazu, dass der Welpe, sobald er am Bauch der Mutter angekommen ist durch das hochschieben der Nase unter dem Fell (=auch Fellbohren genannt) den Weg zur Zitze findet. Auch beim Saugen an den Zitzen kann man angeborene Fähigkeiten erkennen. Zum einen stämmen die Welpen sich kräftig mit den Hinterbeinen ab um an der Zitze dranzubleiben zum anderen drücken sie mit den Köpfchen sowie den Vorderbeinchen kräftig gegen die Zitzen. Dieses Verhalten wird Milchtritt genannt und dient der Milchproduktion. Ausscheiden können neonatale Welpen noch nicht von selbst, diese Aufgabe übernimmt die Mutter in Form von Massagen mit der Zunge der Welpenbäuchlein. Die erste Ausscheidung wird zwar noch von der abführend wirkenden Kolostralmich zum Abgang des Darmpechs (Verdauungsrückstände aus der vorgeburtlichen Zeit) gefördert, aber danach ist es für eine Weile die alleinige Aufganbe der Mutter dafür zu sorgen, dass die Welpen verdautes ausscheiden können.
Die Fähigkeiten der Welpen in den ersten 14 Lebenstagen beschränken sich auf also auf Kopfpendeln, Saugen, Schlafen und kreisförmige Kriechbewegungen. Die komplette neonatale Phase ist nur ausgerichtet und abgestimmt auf den Wachstum und der Gewichtszunahme. In dieser Zeit verdreifacht der Welpe sein Geburtsgewicht für gewöhnlich. Die meisten Hündinnen widmen sich ihrer Aufganben so intensiv, dass sie für über 24 Stunden das „Nest“ zunächst nicht verlassen.
Die Übergangsphase (14ter bis 21ter Lebenstag)
Zu Beginn der 3ten Lebenswoche, etwa um den 13ten Tag, öffnen sich beim Welpen die Lidspalten sowie die äußeren Gehörgänge jedoch kann der Welpe visuelle und auditive Reize noch nicht verarbeiten. Erst am 17ten oder 18ten Lebenstag entwickelt sich die Sehfähigkeit beim Welpen sowie das Gehör. Auch die Nase wird nun eingesetzt und man kann beobachten, wie die Welpen mehr und mehr alles mögliche beschnuppern. Bisher hat der Welpe fast ausschließlich geschlafen oder getrunken, jetzt fängt er an seine Geschwister und die Umwelt aktiv wahrzunehmen. Besonders wichtig sind nun die Berührungen (streicheln und schmusen) von Menschen um diese und den Anblick des Menschen positiv zu Verknüpfen. Der Welpe bekommt nun mehr und mehr Übung seiner motorischen Fähigkeiten und somit kommen die ersten kontrollierten Bewegungsabläufe zu Stande. Der Welpe fängt nun auch an selbständig Harn und Kot abzusetzen. Die Schlafperioden verkürzen sich und die Welpen fangen an miteinander zu spielen, belecken sich und nehmen Ohren, Nasen oder Pfötchen der Geschwister ins Mäulchen. Auch die Verhaltensweisen zwischen Mutter und Welpen verändert sich nun, z.B. kann man Beobachten wie die kleinen Welpen anfangen mit ihren kleinen Schwänzchen zu wedeln wenn die Mama in der Wurfkiste auftaucht. Bis einschließlich dem 20ten Lebenstag sind die Welpen an ihr Lager gebunden, dies ändert sich schlagartig mit dem 21ten Lebenstag. Nun ist es an der Zeit die Wurfkiste zu öffnen, damit die Welpen ihrem Trieb folgen können, mit der Mutter das Lager zu verlassen.
Die Prägephase ( von der 4ten bis zur 7ten Lebenswoche)
Der Ernst des Lebens beginnt. Die Welpen werden mit den Verhaltensweisen im Rudel vertraut. Die Prägephase beinhaltet offiziell den Zeitraum zwischen der 4ten und der 8ten Lebenswoche. In Wirklichkeit ist die Prägephase jedoch bei weitem noch nicht mit der 8ten Lebenswoche abgeschlossen. Erfahrungen, die ein Welpe in diesem Zeitraum macht, prägen den jungen Hund für sein ganzes Leben.
Um seine genetischen Anlagen optimal entfalten zu können muss einem Welpen demnach, in dieser Zeit, genügend Lern- und Erkundungsmöglichkeiten geboten werden.
Der tägliche Kampf um die „dickste“ Zitze am Gesäuge der Mutterhündin, wird von der Mama genau beobachtet. Mit Hilfe vom Mimik, Gestik, Lefzen- oder Genickgriff bringt die Mutter hierbei bereits eine Grundstruktur des sozialen Verhaltens bei. Auch am Fressnapf der Hündin werden die Welpen gemaßregelt. Eine gute Zuchthündin verteidigt, selbst bei ihren eigenen Welpen ihre höhere Rangordnung. Die Welpen beginnen zu verstehen, was es bedeutet wenn die Mutter in verschiedenen Tonlagen knurrt, ihre Lefzen hochzieht, die Zähne zeigt oder ihre Kinder zum spielen auffordert. Die Welpen beginnen nun auch aktiver zu werden und untereinander zu Spielen und dabei lernen sie, sich selbst einzuschätzen. Mitunter wird die Beißhemmung so gelernt. Nicht ohne Grund hat Mutter Natur dafür gesorgt, dass die kleinen Milchzähnchen von Welpen so spitz sind. Die fehlende Muskelkraft wird damit ausgeglichen, dass wenn ein Welpe im Spiel zu fest zubeißt, der Spielpartner aufschreit und das Spiel abbricht. Somit lernen sie im schon sehr jungen Alter die Wirkung ihres Kiefers kennen und lernen damit den angemessenen Umgang mit Menschen und Artgenossen.
Die Umgebung rund ums Nest wird immer spannender und somit mit großer Freude erkundet. Die Mutter bringt ihren Sprösslingen bei, dass man sein Lager nicht durch Urin oder Kot verunreinigt.
In dieser sensiblen Phase wurzeln Verhaltensweisen, so dass schlechter Erfahrungen oder Angewohnheiten eine hohe Unwiderruflichkeit hervor rufen. Lässt man die Prägephase ungenutzt verstreichen, können später schwere Verhaltensstörungen auftreten. Daher ist es ungeheuer wichtig, seinen Welpen nur bei einem seriösen und einfühlsamen Züchter zu kaufen, der sich viel Zeit für seine Welpen nimmt, für viel Abwechslung sorgt und die Welpen mit den verschiedensten Menschen zusammen bringt. Es ist absoluter Quatsch, dass versäumte Prägung in einer Welpenspielgruppe nachgeholt werden kann. Ein sehr wichtiger Bestandteil während der Prägungsphase für Hunde, ist der tägliche Umgang mit Menschen.
Ein Züchter, der Wert auf wesensfeste Hunde legt, sitzt daher von der ersten Minute an mit in der Wurfkiste und lässt sich von seinen Welpen täglich beschnuppern, spielt mit ihnen und „herzlt“ seine Welpchen regelmäßig. Außerdem wachsen die Welpen im Familiengeschehen auf, das bedeutet, nicht in einem Stall, einem Gartenhaus oder einem Kellerraum. Ehe Welpen anfangen die Umwelt zu erkunden kennen sie das Geräusch von Menschen, deren Stimme und Bewegungen. Ein Hund, der bis zur 8ten Lebenswoche Menschen nicht kennen gelernt hat, wird sein Leben lang ihnen gegenüber schau und zurückhaltend sein.